Dominique Gerlach: Studium in Bonn

Mein Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn


Im Oktober habe ich mein Studium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn aufgenommen. Nachdem ich wochenlang sämtliche Homepages der Universitäten nach geeigneten Studiengängen durchsucht hatte, war ich auf der Seite der Uni Bonn fündig geworden. Ich habe mich für Französisch im Hauptfach sowie Volkswirtschaftslehre und Spanisch als Nebenfächer im Rahmen eines Magisterstudiengangs entschieden.
Es ist sehr wichtig, möglichst früh zu wissen, welches Studienfach man anstrebt, denn vieles muss beachtet werden, bevor man sich schließlich Ende September im Studentensekretariat einschreiben kann. Beachtet werden sollten vor allem die Fristen für die Bewerbungen um das Studienfach und um einen Platz im Studentenwohnheim sowie eventuelle Tests im Vorfeld des Studiums.
Auch wenn die meisten Studienplätze nicht über die ZVS vergeben werden, muss man schon im Voraus mit möglichen örtlichen Zulassungsbeschränkungen rechnen. So war dies beispielsweise bei meinem wirtschaftswissenschaftlichen Nebenfach der Fall, für das ich mich Anfang Juli bei der Uni Bonn beworben habe und für das ich dann Ende August den Zulassungsbescheid zugeschickt bekam. In den Fremdsprachen fanden hingegen schon eine Woche vor Vorlesungsbeginn die Einstufungstests statt. In ihnen wurden das Grammatikwissen und die Fähigkeit des Übersetzens überprüft. Wenn man Französisch fünf Jahre hatte und die Sprache nach der langen lernfreien Zeit nach dem Abi noch nicht vollkommen verlernt hat, sollten die Tests kein großes Problem darstellen.
In allen romanischen Sprachen (Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Französisch), die man in Bonn studieren kann, werden aber auch Anfänger- und Mittelkurse angeboten, so dass man problemlos ohne jegliche Kenntnis der Sprache und ohne zwangsläufige Verlängerung der Studienzeit diese erfolgreich studieren kann (bei Französisch sollte man aber schon über die Grundkenntnisse verfügen). Viele Studentinnen und Studenten machen hiervon vor allem in Spanisch und Italienisch Gebrauch. Ich selbst habe mich nach nur zwei Jahren Spanisch in der Mittelstufe für den Mittelkurs entschieden, so dass ich im kommenden Sommersemester die regulären Sprachpraxiskurse besuchen kann. Übrigens - entsprechende Kurse werden auch in Latein angeboten, so dass es kein Problem ist, das Latinum bis zur Zwischenprüfung nachzumachen!
Bevor ich mein Studium aufnehmen konnte, musste ich natürlich erst noch die Wohnungssituation klären. Nach den Abiprüfungen habe ich mir alle möglichen Wohnheime des Studentenwerks angeschaut und mich dann im August (!!!) beim Studentenwerk um einen Platz beworben. Generell ist es sehr schwierig, auf Anhieb einen Platz im Wohnheim zu bekommen, da die freien Plätze im Oktober verlost werden. Ich kann aber allen nur raten, wie ich frühzeitig persönlich im Studentenwerk vorbeizuschauen, da die zu diesem Zeitpunkt freien Plätze nicht verlost werden (diese Information ist allerdings nirgendwo nachzulesen). So konnte ich mir im September ein Wohnheim quasi „aussuchen“ und musste nicht mehr auf ein gutes Los hoffen.
Das Wohnen in dem mit 255 Bewohnern recht übersichtlichen Heim ist sehr angenehm und ich kann es allen nur empfehlen! Schnell habe ich viele Leute kennengelernt, die mir auch wichtige Tipps zu Klausuren und Professoren geben konnten. Ich lebe in einer WG mit vier Studenten und zwei Studentinnen und wir teilen uns zwei Toiletten, zwei Duschen und eine Küche. 13 qm hören sich zwar sehr klein an, doch man kann erstaunlich viele Sachen darin unterbringen!
Nachdem ich sämtliche Formalitäten erledigt, mich letztlich eingeschrieben und auch im Einwohnermeldeamt angemeldet hatte, war ich sehr froh, als die Vorlesungen endlich begannen. Ich habe schnell gemerkt, dass ein großer Unterschied zwischen dem Studenten- und dem Schulalltag besteht. So ist beispielsweise die Mathevorlesung (das VWL- Studium in Bonn ist sehr mathematisch ausgerichtet) überhaupt nicht mit dem Matheunterricht an der Schule zu vergleichen, wo zu Semesterbeginn 500 Kommilitonen eine halbe Stunde vor Beginn der Vorlesung um Sitzplätze kämpfen und die Tutorien oft ähnlich überfüllt sind. Doch mit der Zeit sinkt die Zahl der Student(inn)en deutlich!
Insgesamt ist das Studium der Volkswirtschaft eher anonym, Mitarbeit in den Lehrveranstaltungen gibt es quasi nicht, während ich in den Sprachen teilweise mit lediglich 20 weiteren Studierenden die Kurse besuche, die Mitarbeit erwünscht ist und sich die Dozenten auch bemühen, die Namen der Studentinnen und der doch eher wenigen Studenten zu lernen.
Unterrichtssprache ist generell Deutsch, lediglich in meinem Spanisch-Kurs bei einer spanischen Dozentin wird ausschließlich Spanisch gesprochen, was aber vor allem auf ihre geringe Kenntnis des Deutschen zurückzuführen ist.
Mit zwei Fremdsprachen und VWL habe ich natürlich eine sehr arbeitsaufwändige Fächerkombination gewählt, doch ich habe es bis jetzt nicht bereut.
Oft werde ich gefragt, was ich nach diesem Studium für einen Beruf anstrebe. Ich kann auf diese Frage mit keinem genauen Beruf antworten, doch das Studium von Fremdsprachen bietet einem später sicherlich gute Berufsaussichten in den verschiedensten Bereichen, was mir an der Uni schon oft bestätigt wurde.
Ich kann allen also nur raten, sich trotz des Arbeitsaufwandes und der ganzen Formalitäten für das Studium eines Faches zu entscheiden, das einen wirklich interessiert!
Dominique Gerlach, Abiturjahrgang 2004