Werner Wilhelm Jaeger und seine Rede...

anlässlich der Namensgebung des Gymnasiums in Lobberich, 1959

Zusammenfassung einer Facharbeit im Grundkurs Geschichte

 

Im Juli 2008 jährt sich Werner Jaegers Geburtstag zum 120. Mal. Ein Jubiläum, welches sicherlich auch in Nettetal gefeiert werden wird, obwohl die wenigsten wissen, wer dieser Mann überhaupt war. Einer der bedeutendsten Söhne der Stadt ist immer noch relativ unbekannt, obgleich eine Straße, ein Theater, eine Sporthalle und ein Gymnasium nach ihm benannt wurden.
Jaeger war ein Mann mit vielen Facetten. Dem Philosophen und Altphilologen kam im Jahre 1959 die Ehre zu teil, Namensgeber des Lobbericher Progymnasiums zu werden. Aus diesem Anlass reiste der eigentlich in den USA lebende und arbeitende Jaeger eigens an, um sich in Form einer Rede für die Anerkennung seiner Person und Arbeit zu bedanken.

Doch womit beschäftigte sich der Mann, dessen Portät heute zentral in der Eingangshalle des Werner-Jaeger-Gymnasiums zu sehen ist?

Die von Jaeger gehaltene Rede offenbart viel von seinen Visionen, Ängsten und Passionen und gibt
dem Hörer bzw. Leser somit Enblicke in die interessante Gedankenwelt des Verfassers. Sein Hauptaugenmerk richtete Werner Jaeger dabei auf seine Vorstellungen von (schulischer) Bildung, denn er verstand sich primär als "noted educator", also als Erzieher, wie es eine amerikanische Zeitung einmal formulierte. Jaeger plädierte für Bildung im Sinne einer Allgemeinbildung. Mit Hilfe der Bildung würden wir gleichzeitig unsere Identität bilden und er sprach sich daher klar gegen den Gedanken aus, bereits an weiterführenden Schulen lediglich spezielle Wissensinhalte zu vermitteln. Somit warnte Jaeger schon damals vor der sog. ,,Fachidiotie". Denn Ausbildung und Spezialisierung müssten erst nach Beendigung der Schullaufbahn erfolgen, dann könnten diese umso erfolgreicher sein.

Der Mensch steht für den Humanisten Werner Jaeger eindeutig im Vordergrund. Seine Auffassungen diesbezüglich gehen in vielen Aspekten mit den Lehren seines ,,Lieblings“-Philosophen Aristoteles (384 v. Chr. - 322 v. Chr.) konform. Sein im Jahre 1960 erschienenes Werk ,,Humanismus und Theologie" dokumentiert sein Bestreben, den Humanismusbegriff neu zu definieren. Für viele Gelehrte seiner Zeit war der (antike) Humanismus untrennbar mit dem Heidentum verbunden. Jaeger hingegen postulierte etwas völlig Neues. Er sprach sich als gläubiger Christ für eine Synthese von antikem Kulturgut und christlicher Frömmigkeit aus und hatte die Vision, die antiken Vorstellungen vom Humanismus zu ,,aktualisieren" und mit christlichen Werten in Einklang zu bringen.

Die Beschäftigung mit Werner Jaeger hat gezeigt, dass dieser Mann in vielerlei Hinsicht interessant ist. Seine Biographie ist Zeugnis einer kleinen Erfolgsgeschichte. Als einer von vier Lobbericher Schülern seines Jahrgangs schaffte es Jaeger, aufgrund seiner guten Noten, das Thomaeum in Kempen besuchen zu dürfen. Nach dem Abitur ging er in die Welt, wo er schon früh sehr verantwortungsvolle Tätigkeiten übernahm und sich mit seinen philologischen Arbeiten einen Namen machte. Dennoch blieb er immer mit seiner niederrheinischen Heimat verbunden.
Daniel Jürgens, JS 13 07/08