Julia Wirtz: Bioinformatik in Bielefeld

ch bin Julia Wirtz, Schülerin des WJG aus dem Abijahrgang 2001 und seit dem Wintersemester 2001/2002 Studentin der Bioinformatik & Genomforschung an der Universität Bielefeld. Frau Ponzelar-Warter hat mich gebeten, einen Bericht für das WJG-Info/die Homepage zu verfassen, um diesen Studiengang vorzustellen.
-Mein Studiengang ist relativ neu und daher mag mein Studienwunsch außergewöhnlich erscheinen. Er entstand auch ziemlich spontan. Ich wusste lange Zeit nicht, welchen Beruf ich erlernen und später ausüben wollte. Ein Studium stand für mich dennoch fest, da die meisten der Berufe, für die ich mich interessierte, ein solches voraussetzten. Ich informierte mich an verschiedenen Stellen über diverse Berufe, die für mich in Frage kamen, u. a. im BIZ und auf der EINSTIEG Abi-Messe in Köln. Auch ein Praktikum, das ich in Stufe 11 in einer Apotheke absolvierte, eröffnete mir neue Perspektiven und Pharmazie galt seitdem ebenfalls als möglicher späterer Beruf.
Beim Besuch der EINSTIEG Abi hatten sich hauptsächlich zwei Studiengänge für mich herauskristallisiert. Zum einen war dies Dolmetschen, zum anderen Informatik. Vor allem an letzterem Studiengang hatte ich dennoch Zweifel, da ich Mathematik nach der Jahrgangsstufe 12 abgewählt und Informatik als Fach nicht belegt hatte. Außerdem fand ich mich in Mathematik nicht besonders begabt.
Die EINSTIEG Abi-Messe war bei der Entscheidungsfindung hilfreich und obwohl Vertreter von Universitäten, mit denen ich sprach, mich in beiden Berufswünschen bestärkten, zweifelte ich an meinen Fähigkeiten, ein Informatik-Studium erfolgreich absolvieren zu können.

Ich trat in Kontakt mit Fachschaftsmitgliedern von verschiedenen Universitäten, holte mir Studienpläne und Studienordnungen aus dem Netz. Irgendwann gab ich bei Google eine Suchanfrage ein, die „Informatik Universität“ lautete. Unter den Hits waren auch einige wenige Seiten über den Studiengang Bioinformatik. Davon hatte ich zuvor noch nichts gehört, aber mein Interesse war geweckt, denn Biologie hatte ich immer mit Mathematik zusammen als das interessanteste Schulfach empfunden und hatte es dementsprechend auch als Leistungskurs belegt. Außerdem war ich darin nicht schlecht. Ich las mir die Seiten durch, auf denen etwas über dieses Fach stand (hilfreich für mögliche Interessenten wären evtl. die Uni-Bielefeld-Seiten www.techfak.uni-bielefeld.de/BIG/ und www.techfak.uni-bielefeld.de/BIG/BachNew/big.html).


- Bioinformatik ist, wie der Name wohl schon suggerieren sollte, eine interdisziplinäre Wissenschaft. In der Biologie werden oft Unmassen an Daten produziert, z. B. bei der Sequenzierung bestehender Genome, die nur durch den Einsatz von Computerprogrammen entsprechend bearbeitet, ausgewertet oder auch erst einmal nur dargestellt werden können. Der Bedarf an speziell auf biologische Zwecke zugeschnittener Software ist in den letzten ca. 10 Jahren dermaßen angestiegen, dass ein Bedarf an für die Entwicklung solcher Programme spezifisch ausgebildeten Fachkräften entstand. Auch die Auswertung und Analyse der von Biologen produzierten Daten wird oft nicht mehr von ihnen selber, sondern ebenfalls von Leuten übernommen, die im Umgang mit solchen Programmen geschult sind.
Während des Studiums sollten Inhalte aus beiden Wissensrichtungen vermittelt werden, wobei der Informatik meist das größere Gewicht beigemessen wird. Ich entschied mich kurzerhand für ein Studium der Bioinformatik – diesen Studiengang empfand ich, obwohl ich ihn gerade zuvor erst kennen gelernt hatte, trotzdem mit Sicherheit als das richtige für mich. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich auch nicht mehr, da es bereits Anfang oder Mitte Juli war und ich mich bis zum 15. Juli an den jeweiligen Universitäten bewerben musste.
- Damals gab es, wenn ich mich recht erinnere, nur fünf Universitäten, an denen der Diplomstudiengang Bioinformatik angeboten wurde. Das waren Frankfurt, Tübingen, Halle/Wittenberg, Jena und München. In Bielefeld wurde zudem Naturwissenschaftliche Informatik angeboten, bei welchem man ein Informatik-Grundstudium absolviert und die Spezialisierung auf eine der Naturwissenschaften Biologie, Physik, Chemie, Robotik, Biotechnologie oder Sprachverarbeitung gezielt im Hauptstudium erfolgt. Für mich kamen nur die Universitäten Frankfurt, Tübingen und Bielefeld in Frage. Sowohl in Tübingen als auch in Frankfurt gab es eine beschränkte Studienplatzanzahl, aber meines Wissens nach galt dies auch für die anderen genannten Universitäten mit Ausnahme von Bielefeld. Bioinformatik wurde hier nicht über die ZVS vergeben, aber auf Grund der beschränkten Studienplatzanzahl unterlag Bioinformatik lokalen NCs, die sehr hoch waren. Weil mich beide Universitäten auf Grund dessen zunächst ablehnten, beschloss ich, mich in Bielefeld für Naturwissenschaftliche Informatik einzuschreiben, was ohne Bewerbung an der Universität möglich war.
Als ich zu diesem Zwecke nach Bielefeld fuhr, erfuhr ich, dass gerade ein neuer Bachelor-Studiengang Bioinformatik & Genomforschung eingerichtet würde, der zwar noch nicht fertig sei, der aber zum Wintersemester starten sollte. Für diesen war jedoch eine Bewerbung erforderlich, da nur 60 Plätze in Planung waren. Informationen gab es hierüber noch nicht. Ich schrieb mich zuerst trotzdem für Naturwissenschaftliche Informatik ein, bewarb mich aber für diesen neuen Studiengang. Vom Bachelor-System hatte ich vorher noch nicht viel gehört, aber ich fand heraus, dass auf Grund von EU-Beschlüssen alle EU-Länder dazu angehalten worden waren, das Bachelor-/Master-Studiensystem einzuführen, um internationale Ausbildungen zu erleichtern.
Es handelt sich hierbei um ein punktebasiertes modulares Studiensystem, d. h. das Studium ist in Module unterschiedlicher Inhalte eingeteilt. Es werden je nach Anzahl der Semesterwochenstunden einer Veranstaltung ‚credit points’ absolviert und man muss insgesamt 180 ‚credit points’ während seines Studiums erwerben.
Ich wurde für den Studiengang angenommen und schrieb mich um. Im nachhinein kann ich außerdem sagen, dass die Ausrichtung der Bioinformatik in diesem Studiengang eigentlich hauptsächlich auf DNA-Analyse fokussiert, was mit der Kopplung mit der im Studiengangtitel enthaltenen Genomforschung einhergeht.
Die Genomforschung ist die Wissenschaft der Gene, d. h. grob gesagt, ihrer Sequenzierung und Funktionszuweisung. Es gab außer der Allgemeinen Hochschulreife damals keine Bedingungen oder Voraussetzungen, um diesen Studiengang belegen zu können, aber er befand sich damals ja auch im ersten Semester, so dass es keine Erfahrungswerte gab und ein lokaler NC wäre erst nach den Bewerbungen gebildet worden. Mittlerweile existiert jedoch ein lokaler NC, der meiner Information nach im letzten und vorletzten Jahr irgendwo zwischen 1.5 und 2.0 lag. Dieser lokale NC kann jedoch im Nachrückverfahren mehr oder weniger stark sinken, so auch geschehen an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, die mich darüber als Studentin annahm.
Ich entschloss mich jedoch, in Bielefeld zu bleiben. Zunächst bezog ich eine Wohnung in einem privaten Studentenwohnheim, ziemlich weit außerhalb in Bielefeld-Heepen.. Es gab dort noch freie Plätze und auf Grund der ca. 220 km Entfernung zu Nettetal war eine ausführliche Wohnungssuche mit etlichen Besichtigungen usw. nicht möglich. Das private Studentenwohnheim hatte eine sehr gute Anbindung an die Stadt, es gab vier verschiedene Buslinien, die in die Innenstadt fuhren, aber man brauchte trotzdem ca. eine Dreiviertelstunde bis zur Uni, die von der Stadt aus mit der Stadtbahnlinie 4 in ca. 10 Minuten zu erreichen ist. Deshalb würde ich niemandem raten, dort einzuziehen. Leider erfuhr ich auch erst im Nachhinein, dass es ein Drogenumschlagplatz war und die Polizei dort das ein oder andere Mal Razzien durchgeführt hatte. Die monatlichen Kosten beliefen sich auf ca. 200 €, Strom und Heizung ausgenommen.
Mittlerweile wohne ich in einem Privathaus, das zwischen Innenstadt und Uni liegt. Ich benötige sowohl mit der Bahn als auch mit dem Fahrrad ca. 10 Minuten bis zur Uni. Jetzt beträgt mein Anteil an der Wohnung 230 € monatlich ohne Strom, aber inklusive Heizung.
An der Technischen Fakultät (Techfak), zu der der Studiengang Bioinformatik & Genomforschung gehört, werden jährlich Einführungsveranstaltungen wie Vorkurse in Mathematik, Physik und Chemie abgehalten, sowie in der Woche vor Semesterbeginn die StART (StudienAnfangs- und ReinschnupperTage). Im Rahmen der StART erfolgen z. B. Führungen durch die Uni und je nach Studiengang gibt es Informationsveranstaltungen die den jeweiligen Studiengang bzgl. Studienordnung, -aufbau usw. betreffen.
Ich muss jedoch an dieser Stelle anmerken, dass die Bioinformatik & Genomforschungstudenten allgemein von der Fachschaft ziemlich stiefmütterlich behandelt werden, da die Techfak-Fachschaftler eigentlich nichts mit diesem Studiengang zu tun haben möchten. An den Vorkursen nahm ich damals nicht teil, weil ich zu der Zeit noch keine Wohnung hatte. Es ist quasi Allgemeinwissen unter den Studenten, dass die Vorkurse auf einem viel zu hohen Niveau abgehalten werden und deswegen ihre Funktion als Studienvorbereitung eigentlich verfehlen. Dennoch sollte man sie nutzen und sei es nur, um vielleicht spätere Mitstreiter kennen zu lernen und bereits vor dem eigentlichen Beginn des Studiums mit der Art der Hochschullehre konfrontiert zu werden, so dass man sich auf diese neue Art der Wissensvermittlung einstellen kann.
- Die StART habe ich genutzt und denke, sie sind empfehlenswert, auch wenn ich selbst damals eigentlich kaum wertvolle Informationen über mein zukünftiges Studium erhalten habe, da der Studiengang selbst bei Semesterbeginn noch nicht vollständig eingerichtet war. Man gewinnt erste Über- und Einblicke in die Orientierung an der Uni. Praktisch ist an der Uni Bielefeld auf jeden Fall die Kombination aller Fakultäten in einem Gebäude. Insofern kommt es bei uns nicht vor, dass nach einer Veranstaltung durch die halbe Stadt gefahren werden muss, um den Ort der nächsten Veranstaltung zu erreichen. Einzig das Gebäude der Verhaltensforschung und Zoologie ist aus dem Hauptunigebäude ausgegliedert.
Meine ersten Erfahrungen nach Beginn der Vorlesungszeit waren von Ablehnung und Unwissen geprägt. In unserer Modulordnung war festgehalten, dass wir eigens für die Bioinformatik & Genomforschungstudenten eingerichtete Vorlesungen erhalten würden. Da der Studiengang aber innerhalb weniger Monate mehr oder weniger aus dem Boden gestampft worden war, gab es diese Vorlesungen noch nicht und wir mussten auf Grund dessen an Veranstaltungen teilnehmen, die für Diplomer, seien es Biologen oder Naturwissenschaftliche Informatiker, gedacht waren. Die Veranstalter dieser Vorlesungen standen unserem Studiengang negativ gegenüber, weil es für sie vollere Hörsäle und vor allem Mehrarbeit am Ende des Semesters bedeutete. In unserem Bachelorstudiengang muss im Gegensatz zu dem der Diplomer für jede belegte Veranstaltung ein Leistungsnachweis erworben werden, die für uns als Klausuren gestellt wurden.
Für uns war diese provisorische Umverteilung auch aus einem weiteren Grund nachteilig, da diese Diplom-Veranstaltungen meist einen größeren Semesterwochenstundenumfang hatten als die für uns geplanten. So waren in unserem Musterstundenplan für das erste Semester zwar nur fünf Veranstaltungen vorgesehen (Mathematik I, Chemie, Physik I, Algorithmen & Datenstrukturen I und Allgemeine Biologie/Zellbiologie), aber auf Grund der erwähnten Umstände kamen diese fünf Veranstaltungen mit ihren teilweise vorhandenen Tutorien auf insgesamt ca. 30 Semesterwochenstunden, womit man als Erstsemester schnell überfordert ist.
Diese Probleme sind aber mittlerweile behoben und die Bioinformatiker haben ihre eigenen Vorlesungen. Wir mussten uns hauptsächlich selbst durchboxen, da die Fachschaftler mit uns nichts zu tun haben wollten. Andererseits hätten sie uns aber wahrscheinlich auch keine hilfreichen Auskünfte geben können, weil Bioinformatik & Genomforschung erst der zweite Bachelor-Studiengang an der Universität Bielefeld überhaupt war und die Planung noch nicht abgeschlossen war.
Der einzige, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand, war unser Studiendekan Prof. Dr. Franz Kummert, den wir immer mit Fragen belästigen durften, wenn er erreichbar war, und der ein monatliches Treffen mit uns Studenten einführte, um Probleme aller Art mit uns zu besprechen.
Den Stoff der Vorlesungen außer im Fach Biologie fand ich äußerst schwierig und zu schnell, zu flüchtig dargeboten. Diese Meinung teilte ich mit meinen Kommilitonen, obwohl ich inzwischen weiß, dass jedes Erstsemester Probleme dieser Art hat. Es musste also sehr viel nachbereitet und gleichzeitig Übungsaufgaben gelöst werden. Obwohl mir vieles sehr schwer fiel und mir viele andere Studiengänge mit Sicherheit viel leichter gefallen wären, machte ich mir nie Gedanken darüber, ob dieses Studium das richtige für mich sei. Trotz des Stresses und der Ablehnung, die einem von vielen Seiten entgegenschlug, machten mir die meisten Inhalte meines Studiums Spaß und fanden mein Interesse.

Mittlerweile bin ich im siebten Semester und habe meine Bachelor-Arbeit vor kurzer Zeit beendet. Im Gegensatz zu den sechs Kommilitonen, die in etwa zeitgleich mit mir ihre Arbeit begonnen haben, wählte ich den Bereich Genomforschung, während sie in der Bioinformatik arbeiteten. Heir war es ihre Aufgabe, neue Programme mit bestimmten Sequenzauswertungsfunktionen zu schreiben oder bereits bestehende zu modifizieren. Meine Arbeit war größtenteils eine Laborarbeit.
Sind alle Module, von denen die Bachelorarbeit eines ist, vollständig abgedeckt, ist man Bachelor of Science. Darauf aufbauend kann man einen konsekutiven Masterstudiengang anknüpfen, der das erste Mal in diesem Wintersemester angeboten wurde. Auch hier gibt es eine beschränkte Anzahl von 20 Studienplätzen. Ebenfalls direkt an den Bachelor anschließend ist auch eine Promotion möglich. Die Chance, eine normale Doktorandenstelle als Bachelor zu bekommen, sind im übrigen vor allem in der Genomforschung zur Zeit gleich Null. Es gilt die Meinung, dass Bachelors nicht eigenständig genug arbeiten können, um mit einer Doktorandenstelle betraut zu werden und auf unseren Studiengang bezogen muss ich sagen, dass dies der Wahrheit entspricht.-
Das Bachelorsystem hat angeblich den Vorteil, praxisbezogener zu sein als die bisherigen in Deutschland üblichen Diplom- oder Magistersysteme, doch dies trifft auf den Studiengang, wie ich ihn erfahren habe, nicht zu. Ursache scheint mir hier zu sein, dass eigentlich drei Studiengänge in sehr kurzer Studienzeit unter einen Hut gebracht werden müssen. Aus diesem Grund werden insgesamt nur drei Praktika, zwei Laborpraktika und ein Programmierpraktikum, belegt. Mit einem Diplomanden, vor allem einem Biologen, kann sich ein Bachelor in der Hinsicht auf keinen Fall messen. Somit ist ein weiterer angeblicher und viel zitierter Vorteil des Bachelor-Systems, studienverkürzend auf Grund der direkt an den Bachelor anschließenden Promotion zu wirken, hinfällig.
An der Uni Bielefeld gibt es außerdem eine International Graduate School for Bioinformatics and Genome Research, die einen dreijährigen Studiengang in Kombination mit Stipendien anbietet, in dessen Rahmen die Promotion stattfindet. Für Bachelor-Absolventen umfasst dieser Studiengang vier Jahre. Die Graduate School nimmt jährlich jedoch nur 2-4 Bewerber an und möglicherweise werden in den nächsten Jahren noch weniger oder keine neuen Stipendiaten verpflichtet, da in diesem Jahr die Finanzierung durch das Bundesland ausläuft.
Insgesamt gesehen, ist die Uni Bielefeld jedoch im Begriff, solche Bereiche zu vergrößern. So wurde 1998 das Center for Biotechnology gegründet, das im Wesentlichen die Bereiche und Lehrstühle Genetik, Genomforschung, Nanophysik, Molekulare Biotechnologie und Bioinformatik umfasst. Eigens für die CeBiTec wird zur Zeit ein neuer Komplex gebaut, woran erkennbar sein sollte, dass an der Uni Bielefeld diese Fachbereiche einen sehr hohen Stellenwert besitzen.
Die CeBiTec hat zudem bereits diverse Erfolge zu verzeichnen, was die Einwerbung von Großforschungsprojekten angeht und ist vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Bioinformatik-Zentrum für bakterielle Genomforschung in Deutschland ausgewählt worden.
Da in unserem Studiengang die Spezialisierung in Richtung Computer- oder Laborarbeit möglich ist, sind auch die möglichen Arbeitsplätze breit gefächert. Studenten, die ihre Zukunft in der Programmierung sehen, können auch außerhalb der Bioinformatik auf Einstellung z. B. bei Konzernen wie Siemens oder Volkswagen hoffen. Bioinformatikbezogene Arbeitsplätze existieren überall dort, wo biologische Daten produziert werden, beispielsweise auch an der Uni selber oder an jedem anderen forschenden biologischen Institut. Studenten, die es vorziehen, im Labor zu arbeiten, können ebenfalls an Universitäten oder Einrichtungen wie den Max Planck-Instituten Einstellung finden. Weitere genomforschungsbezogene Arbeitsplätze sind in der Industrie zu finden wie z. B. bei den Herstellern genetischer Laborbedarfsartikel Amersham, Roche Diagnostics, Merck oder Macherey & Nagel.
Die Zukunftsperspektiven sind für Absolventen des Studiengangs Bioinformatik & Genomforschung sicherlich nicht schlecht. Die Euphorie aber, die um die Bioinformatik veranstaltet wurde, ebbt zwar ab, da die Programmierung von Software zur Auswertung biologischer Daten vermutlich wieder mehr in den reinen Informatikbereich abrutschen wird und man den Umgang mit solchen Programmen von reinen Biologen erwartet, doch durch die Kombination der beiden Studiengänge Bioinformatik & Genomforschung, die in Deutschland einzigartig ist, sind die Bioinformatik & Genomforschungstudenten viel flexibler und in mehreren Bereichen einsatzfähig.
So gehe ich davon aus, dass gerade, was die Sequenzauswertung und –analyse angeht, auch zumindest in den nächsten Jahrzehnten noch Bioinformatiker gebraucht werden, da die Genomforschung noch viele Daten produzieren wird und mit Abschluss des Human Genome Projects wird nicht, wie viele denken, auch die Entschlüsselung der Gene vollendet sein.
Es sollte sich allerdings keiner der Illusion hingeben, mit einem Bachelor-Abschluss alleine einen vernünftigen Arbeitsplatz zu finden. Mittlerweile sind an der Uni Bielefeld fast alle Studiengänge auf das Bachelor-System umgestellt, aber die anderen deutschen Unis ziehen nur langsam nach und die Akzeptanz dieses Abschlusses am Arbeitsmarkt wird noch länger dauern. Ein Master of Science sollte angestrebt werden, ich denke, dass mit diesem Abschluss die Einstellungschancen mindestens so gut sein werden wie die eines Diplom-Bioinformatikers und sicherlich besser als die eines Diplom-Biologen.

Wer Kontakt zu mir wegen dieses Studiengangs aufnehmen möchte, kann mir eine e-mail an jwirtz@techfak.uni-bielefeld.de schreiben.
Informationen über die anderen Techfak-Studiengänge wie Molekulare Biotechnologie, Naturwissenschaftliche Informatik, Mediendesign oder Kognitive Informatik, kann man sich bei der Fachschaft einholen fachschaft@techfak.uni-bielefeld.de.

Unter bis.uni-bielefeld.de/bis/SilverStream/Pages/Public_KVV_Home.html kann eingesehen werden, welche Studiengänge insgesamt an der Uni Bielefeld angeboten werden,


und wer sich für den Studiengang Bioinformatik, aber nicht für den Standort Bielefeld interessiert, informiert sich am besten anhand der Seite www.bioinformatik.de/cgi-bin/browse/Catalog/Research_and_Education/Universities_in_Germany/ über die Universitäten in Deutschland, die diesen Studiengang ebenfalls anbieten.


Julia Wirtz, Abiturjahrgang 2001