Christina Omonsky: Ein Jahr in Amerika- ein Traum wird wahr!
In der 7. Klasse fand ich zufälligerweise eine Infobroschüre über ein High School Jahr in den USA. Sofort war ich von der Idee fasziniert, ein Jahr lang in den USA bei einer Gastfamilie zu wohnen und dort zur Schule zu gehen.
Anfang der 10. Klasse meldete ich mich dann bei einer Organisation für High School Aufenthalte und diese begann mit der Suche nach einer für mich eine passenden Familie. So erhielt ich denn einige Monaten später erste Informationen über meine Gastfamilie: Ich würde bei meinen Gasteltern, den Gastgeschwistern Kyle(17) und Ashley(20), 12 Pferden, 8 Kühen, 4 Katzen, Hunden und Hühnern auf einer Farm im Bundesstaat New York wohnen. Meine Gastfamilie wollte unbedingt sofort alles über mich wissen: von meinem Lieblingsessen bis zu meinen Hobbys einfach alles. Auch ich konnte es kaum noch erwarten meine Gastfamilie kennen zu lernen.
Am 5. September 2003, kurz bevor am WJG das neue Schuljahr begann, trat ich endlich meine große Reise an. Der Abschied von meinen Eltern am Flughafen fiel mir leichter als erwartet, zu groß war die Neugierde auf diese neue Erfahrung. Nach ca. 25 Stunden Reisezeit konnte ich die Mitglieder meiner Gastfamilie das erste Mal in den Arm nehmen.
Bald folgte mein erster Schultag, selten war ich aufgeregter. Ich war gespannt, wie man sich mir gegenüber verhalten würde, und ob sich überhaupt jemand für mich oder mein Herkunftsland interessieren würde. Ein wenig überraschte mich deshalb auch, wie nett alle von Anfang an zu mir waren. Jeder half mir, wenn ich Fragen hatte oder wieder einmal im riesigen Schulgebäude den Überblick verloren hatte. Dass ich in der Schule so freundlich aufgenommen wurde, was mir sehr wichtig, da man einen großen Teil der Zeit in der High School verbringt.
Das Schulsystem in den USA unterscheidet sich allerdings sehr stark von dem in Deutschland. Ab einem Alter von drei - vier Jahren kommen die Kinder in den Kindergarten danach in die Vorschule. Die ersten sechs Schuljahre geht man in die Primary School, dann für weitere drei Jahre in die Middle School. Seine letzten drei Schuljahre verbringt man in der High School. Das amerikanische Schulsystem umfasst also nur 12 Jahre und es gibt nur das beschriebene Gesamtschulkonzept. Allerdings sind die einzelnen Fächer nach Schwierigkeitsgraden unterteilt. Die Graduation, den Abschluss der High School, bekommen alle Schüler(innen), sofern sie die Richtlinien erfüllt haben.
In den USA hat man eine große Auswahl an Unterrichtfächern, die sich aber auch mit den individuellen Interessen der Schüler(innen) vereinbaren lassen. Zum Beispiel gibt es Kunstkurse, Gesangs- und Musikunterricht, Theater und verschiedene Fremdsprachen die neben anderen Fächern angeboten werden.
Als Austauschschüler ist man zwar dazu verpflichtet, die Kurse Englisch und US History zu wählen, hat aber ansonsten die Möglichkeit sich seine Kurse nach den persönlichen Wünschen auszusuchen. Bei meiner Wahl habe ich mich an meinem Stundenplan in Deutschland orientiert und insofern neben Englisch und US History auch Biologie, Französisch, Mathe, Sport und einen Business Kurs belegt.
Der Unterricht in den USA hat mir sehr gut gefallen, vor allem die hervorragende technische Ausstattung ist mir aufgefallen. Ständig wurden die neuen Medien im Unterricht genutzt u.a. für regelmäßig von den Schüler(inne)n mit dem Computer zu erstellende Präsentationen. Die Gestaltung des Unterrichtes war sehr abwechslungsreich und es wurde viel Wert auf Selbstständigkeit gelegt. So zum Beispiel wurden Facharbeiten zur Leistungsüberprüfung gewertet, aber auch Tests geschrieben und Hausaufgaben eingesammelt. Mündliche Mitarbeit wurde dagegen gar nicht gewertet.
Anfangs war ich ein wenig enttäuscht, von dem was ich in den USA gelernt hatte, denn ich nahm an, nur wenig in der Oberstufe gebrauchen zu können. Dieses Vorurteil konnte ich inzwischen ablegen. Auch am WJG ist nämlich die Zeit in der Klasse 11 nicht stehen geblieben. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass viele Dinge die ich in der von mir besuchten High School gelernt habe auch hier Unterrichtsthema sind.
Auch nach dem Ende des Schulunterrichts spielte sich mein Leben hauptsächlich in der Schule ab. Dadurch dass ich in verschiedenen Sportteams mitspielte, verbrachte ich viele Nachmittagsstunden beim Sport und lernte viele neue Leute kennen. Bald schon gab es Unternehmungen am Wochenende mit meinen neuen Freunden. Besonders gut an meinem High School Jahr haben mir die Atmosphäre bei den Sportevents und die Teilname am Schulball oder der Graduation, dem Schulabschluss in den USA, gefallen.
Im Nachhinein werde ich jetzt oft gefragt, ob ich mich unter gleichen Bedingungen wie in meiner 10. Klasse noch einmal für einen High School Jahr entscheiden würde. Ohne zu zögern lautet meine Antwort „Ja!“, denn dieses Jahr hat meine Erwartungen nicht nur übertroffen, es hat mir neue Horizonte eröffnet und mich in einer ganz anderen Welt leben lassen.
Im Februar werden mich vier Freundinnen für eine Woche in Nettetal besuchen, und in den Sommerferien fliege ich für sechs Wochen zurück zu meiner Gastfamilie fliegen. Ich kann es kaum erwarten meine Freunde und meine Gastfamilie endlich wieder zu sehen.
Christina Omonsky, Jgst. 12(04/05)