Reif für die Insel?
Klassenfahrt der 9a auf die Insel Borkum vom 6. - 10.9.2010 mit S. Rees und C. Orlea
Aus dem Inselprospekt: „Sanfte Brise spüren. Tief einatmen. Die Lungen mit Seeluft füllen. Und die Augen mit Meer. Unendliche Weite trifft grenzenlose Freiheit. (...) Hier will ich sein. Denn hier geht es mir gut.“
Passte jetzt nicht alles so ganz auf diese Woche, aber gut ging es uns trotzdem in unserer Insel-Zeit ohne Handy (Lehrer ausgenommen), ohne Ohrstöpsel (aber nicht ohne Musik) und ohne Sonne:
Den Alltag und die Schule hatten wir schon schnell hinter uns gelassen, spätestens aber auf der Fähre im (letzten) Sonnenschein auf dem Oberdeck! Voller Spannung erreichten wir nur ca. 200m hinter dem Hafen die Jugendherberge: auf dem ca. 20ha großen Gelände verteilen sich die Gebäude der ehemaligen Seemannschaftslehrgruppe der Marine – riesig, 611 Betten, Jugendherbergsromantik stellt man sich anders vor! Aber wir erlebten eine gut organisierte, sehr sportliche Herberge mit immer freundlichen und sehr hilfsbereiten Mitarbeitern und einer hervorragenden Küche!
Wir waren gelandet auf der Insel des Sanddorns, der Hundsrosen und Hagebutten, der blühenden Gartenhortensien und der Insel mit der gesunden, jodhaltigen und besonders reinen, schadstoff- und allergenarmen Luft! Und davon gab es (sehr zum Leidwesen einiger Teilnehmerinnen) reichlich. Wenn das Wetter schon nicht zum Baden einlud, so war das sportliche Programm doch beachtlich. Beginnen wir mit unseren Fahrradausflügen in die City: ein Dank an Silvio und das Service-Team der Jhb, das es schaffte, eine 30köpfige Gruppe 3 Tage auf den Weg zu schicken – ohne Pannen (den kleinen Platten und die 2 gebrochenen Speichen 5 Min. vor der Fahrradrückgabe zählen wir jetzt einfach mal nicht mehr mit – vergessen)!
Ein Problem, das leider auch das Service-Team nicht lösen konnte, war der kräftige, von Osten kommende und manchmal auch mit etwas Regen durchsetzte Wind. Auf dem Hinweg noch von den Flügeln des Windes getragen, erfuhren einige Schülerinnen, dass der Rückweg aufgrund eines Phänomens, auch Gegenwind genannt, eine sportliche Herausforderung darstellte, die tatsächliche 45 Minuten zu gefühlten 2 Stunden werden ließ – einfach zu viel! Der Chef kannte keine Gnade und keinen Bus: Gesundheit und Sparsamkeit waren die Parole. Für manche blieb die Einsicht auf der Strecke!
Aber es gab auch ein paar wirkliche Highlights, wie z. B. das Gezeitenland-Meerwasserschwimmbad, wohltuend mit seinem warmen Salzwasser, den Strudel- und Therapiebecken (nicht nur für die älteren Teilnehmer!), mit einer Riesenrutsche und natürlich dem „Surf&Fun“ Projekt mit dem Flowrider. Die Fotos und kleinen Filmchen sprechen für sich!
Dass unsere SuS auch für romantische Momente empfänglich sind, zeigte unsere abendliche Exkursion (diesmal doch tatsächlich mit dem Bus)auf den Leuchtturm der Insel mit Sonnenuntergang und anschließendem Strandspaziergang. Wenn wir nicht auf Maxi`s Inselkenntnisse (ein Dank an die Oma!) hätten zurückgreifen können, hätten wir fast noch den Bus verpasst und die Lehrer womöglich noch auf die Idee einer nächtlichen Wanderung gebracht ...
Ein weiterer, sehr schöner Ausflug war die Wattwanderung mit Albertus Akkermann! Mit Gummistiefeln ausgerüstet und bei gefühlten 10°C zu wenig und steifer Brise, die sich als besonders eisig für diejenigen entpuppte, die nicht auf ihre Lehrer hören wollten und in T-Shirts als wahre Seemänner antraten, ging es durch den faszinierenden Lebensraum des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Wie spannend kann Unterricht draußen in der Natur sein: wir stapften durch die Salzwiesen, entdeckten das Wermutskraut (aus dem lat.: Herba Absinthii), schnupperten an den Blättern und konnten uns seine drogenähnliche Wirkung erklären: das Kraut, auch unter dem Namen„Bitterer Beifuß“ bekannt, das den Hauptbestandtteil bei der Zubereitung des Absinth bildet; aßen den Queller und schmeckten das Salz an der Blattunterseite des Strandflieders, ließen uns vom Seeringelwurm beißen und Herzmuscheln sich um die Wette eingraben und, und, und .... richtig toll gemacht, Herr Ackermann!
Absolut spitze dann am Donnerstagmorgen das Klettern mit Joe: hier waren nicht nur Sportlichkeit und Mut gefragt, sondern in erster Linie Teamgeist, Vertrauen, Hilfsbereitschaft und ein bisschen Nachdenklichkeit! Und auch das mit der Gruppendynamik hat Joe super hingekriegt! Alle (nicht nur die Lehrer) waren begeistert und allen hat es Spaß gemacht (auch hier: unbedingt Fotos gucken!)
Am Nachmittag dann – die Sonne zeigte sich ganz vorsichtig, aber noch besser: fast schon Windstille – gab`s Zeit zum Kofferpacken, Zimmer aufräumen (da hätten einige fast noch 1 Tag dranhängen müssen), aber natürlich auch zum Fahrradfahren, Abschied von der Insel nehmen.
Was auch immer es ausgelöst haben mag (Lehrer werden es sowieso nie ergründen), plötzlich herrschte Zickenkrieg: Gemecker, beleidigte Gesichter, schlechte Laune – keine Lust mehr auf die Haus-Disco am Abend ... !?
Aber Lehrer können erbarmungslos und manchmal total unpädagogisch sein: sie verordneten erst mal das gemeinsame Abendessen (Chinapfanne mit Reis oder Nudeln und Currysauce – es hört sich nicht nur so an, es war wirklich lecker!), erklärten die Disco zur Pflichtveranstaltung und versuchten vorsichtig den gemeinsamen Vormittag (s.o.) ins Gedächtnis zurückzurufen: wage Anzeichen einer Stimmungsaufhellung ?!
Was die Lehrer nicht schafften, gelang dann der Musik, der gelösten Atmosphäre in der Beach-Disco, den Flackerlichtern und dem Tanz. Hinterher wollte (fast) keiner mehr ins Bett, die Nachtruhe kam etwas schleppend in Gang, die Koffer immer noch nicht zu und die Lehrer schon wieder mal völlig verständnislos: sie verlegten ihren Abendspaziergang in die (Kasernen-) Flure. Dafür zeigten diesmal die SuS Verständnis für ihre Lehrer: ab der ersten Stunde des neuen Tages ließen sie sie durchschlafen und gestalteten das Nachtprogramm ganz leise – sehr rücksichtsvoll oder waren sie etwa auch nur ein bisschen k.o. und müde?
(Wir werden es nie erfahren, wir haben in der Tat durchgeschlafen!)
Am Freitag dann das übliche Programm, das mit dem „Einchecken“ (= Übergabe der Koffer an ein paar starke Jungs zum Einräumen in den Transporter) begann, dem letzten gemeinsamen Frühstück weiterging und anschließend dem Säubern der Zimmer irgendwie kein Ende nehmen wollte bis Lehrer und Jugendherbergspersonal endlich zufriedengestellt waren.
So freuten sich alle auch wieder auf Zuhause, auf das Alleinsein, die Ruhe, eigene Musik, die nächsten Termine, Sportveranstaltungen am Wochenende, aber am meisten auf die Lieblingsspeise – extra von Mama gekocht!
„Wir sind es nicht gewöhnt so lange so eng zusammen zu sein“, haben wir einige Male gehört: Recht haben sie, das ist auch nicht leicht! Also doch vielleicht wieder mehr Klassenfahrten? Sicher eine sinnvolle Sache für die Klassengemeinschaft, aber mit dem Abitur nach 12 Jahren (G8) leider kaum noch vereinbar ...
Die Sonne und eine sanfte Brise auf dem Oberdeck begleiteten uns auf unserer Schiffsfahrt zurück nach Emden und während die Nachteulen und Nachtschwärmer unter Deck etwas Schlaf nachholten, blieb den Lehrern Zeit für ein paar Gedanken zum Abschied: nicht, dass wir uns nicht auch manchmal richtig geärgert hätten, jetzt sind nur die netten Momente zusammengefasst: das Schöne sollte in der Erinnerung bleiben!
Ganz besonderen Dank an Pirush Prechathavanich mit Spitznamen „Team“, unseren thailändischen Gastschüler, der in dieser Woche soooo viiieeel Deutsch gelernt hat und dabei auch Begriffe, die in keinem Wörterbuch zu finden sind – aber sein Lehrer Marek hat alle Verantwortung übernommen! Wir haben sehr viel Spaß mit dir gehabt und freuen uns auf die weitere gemeinsame Zeit.
Ein Dankeschön an die 9a für eine gelungene Woche:
an Melanie, Leon, Linda, Esra, Nina, Luisa, Lea, Fabian, Marina, Natalie, Nora, BaoQue, Laureen, Emin, Jonas, Milan, Maurice, Alina, Michael, Valeriya, Timo, Nina, Elena, Lynn, Max(imilian), Sivaram, Marek und Team!
Wir sind froh mit allen wieder gesund in Nettetal angekommen zu sein.
Christa Orlea