Elisa Carolus-Seeling: Studium in Bonn

Auf Irrwegen nach Bonn

Eigentlich war mir schon immer klar, was ich machen wollte: studieren.
Ich wusste auch genau was: Psychologie.
Und ich wusste wo: in Bonn.
Obwohl von beidem überzeugt, erkannte ich doch auch die Notwendigkeit, mir eventuell nötige Alternativen zu überlegen. Damit beschäftigt, ignorierte ich tapfer Einführungstage an Universitäten und auch die Tatsache, dass meine Mitschüler(innen) bereits in der 12. Klasse begannen, Bewerbungsgespräche zu führen.
Dabei kam mir gar nicht der Gedanke, dass mathematische Kenntnisse für ein Psychologiestudium als notwendig erachtet werden könnten. Also ging ich fest davon aus, dass ein Punkt in Mathematik für mich mehr als ausreichend sei.
Erste Zweifel überfielen mich erst drei Tage vor Einsendeschluss der ZVS-Bewerbung (bei selbiger musste ich im übrigen feststellen, dass die gesamten Oberstufen-Richtlinien nicht einmal annähernd so kompliziert sind wie das Ausfüllen eines Bafög-Antrags und der besagten ZVS-Bewerbung):
Es erschien mir zum ersten Male zweifelhaft, ob mein N.C. von 2,1 ausreichen würde für einen Studienplatz in Psychologie, und noch dazu mit einer so festgelegten Vorstellung des Studienortes. Deshalb bewarb ich mich sicherheitshalber noch im Zweitwunsch für Jura. Hätte ich das ZVS-Begleitheft gelesen, hätte ich gewusst, dass der Zweitwunsch nie berücksichtigt wird.
So vergingen die Monate des bangen Wartens mit zahlreichen Gängen zum Briefkasten, bis eines Tages der negative Bescheid eintraf. Demnach gab es in der ganzen Bundesrepublik keinen Studienplatz für mich.
Darauf folgte eine Phase der wirrsten Gedanken, beginnend bei einem Lehramtsstudium über Wartesemester bis hin zum Auslandsjahr.
Entmutigt beschloss ich, die Studienberatung in Bonn aufzusuchen, und nach einer einstündigen Beratung war ich zwar nicht wirklich klüger, wusste aber, dass die Universitäten übrig gebliebene Studienplätze im Losverfahren vergeben.
Daraufhin bewarb ich mich, wenn auch nicht besonders hoffnungsvoll, für Psychologie und Jura. Drei Tage nach Semesterbeginn erhielt ich den Brief der Universität. Ich hatte einen Studienplatz: in Jura.
Den Platz habe ich auch dankbar angenommen. Für Psychologie werde ich mich trotz des neuen Hochschulauswahlverfahrens nicht mehr bewerben.
Für Jura braucht man auch kein Mathe.
Elisa Carolus-Seeling, Abitur 2004