Karolin Büttner: Mein Studium in Köln

Perspektive: Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen


Als ich im Mai letzten Jahres mein Abitur machte, wusste ich schon seit längerer Zeit, welchen Berufsweg ich einschlagen würde: Ich wollte Lehrerin werden. Durch meine langjährige Erfahrung mit Nachhilfeschüler(inne)n wusste ich, dass dies das Richtige für mich sein würde. Es hat mir immer Spaß gemacht, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, ihnen mein Wissen zu vermitteln und ihnen bei Problemen zu helfen, ja vielmehr noch, sie zur selbstständigen erfolgreichen Weiterarbeit zu befähigen.
Da man zwei zu unterrichtende Fächer benötigt, wählte ich Englisch, einen meiner Leistungskurse, und Latein. Wenn man sich für zwei Fächer entscheiden muss, ist es wichtig, dass sie einem auch Spaß machen, denn nur so kann ein Studium aus meiner Sicht erfolgreich sein. Man sollte aber auch im Auge behalten, ob bei der Fächerkombination wenigstens ein Mangelfach dabei ist, um die Aussicht auf eine spätere Stelle möglichst groß anzusiedeln.
Noch während meiner Schulzeit erkundigte ich mich im Internet, wo ich meine beiden Fächer studieren kann. Da ich in NRW bleiben wollte, um etwas näher an meinem alten Wohnort zu sein, blieben nur Köln und Münster übrig. Nach dem bestandenen Abitur sah ich mir dann die beiden Unis, die Albertus-Magnus-Universität in Köln und die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster, vor Ort an. Beide gefielen mir gut, weshalb ich mich auch an beiden beworben habe.
Als ich dann mein Abiturzeugnis endlich in Händen hielt, nach der Abiturfeier und der Entlassung vom Werner-Jaeger-Gymnasium, konnte ich mich an den Universitäten direkt bewerben. Welche Unterlagen für die Anmeldung benötigt werden, wie lang die Anmeldefrist ist etc., kann man auf den Internetseiten und in den Studienführern der einzelnen Universitäten nachsehen. Aber auch die Studienberatung gibt nützliche Tipps und hilft gerne bei Fragen.
Die Voraussetzungen und der Numerus Clausus (NC) meiner Fächer waren für mich z.B. solche Fragen, weil sie von Uni zu Uni variieren können. So lag der NC für Englisch in Köln bei 1,8, in Münster aber nur bei 2,2. Zu den Bedingungen für die Anmeldung gehören u.U. auch Praktika und bestimmte Sprachvoraussetzungen. Bei Englisch werden in Köln das Latinum und eine weitere Fremdsprache vorausgesetzt, bei Latein wiederum das Latinum, das Graecum und eine weitere Fremdsprache. Wenn man eine oder mehrere dieser Voraussetzungen nicht erfüllt, muss man sie neben dem Studium in Extrakursen bis zur Zwischenprüfung nachholen. Manchmal werden vor Beginn des Studiums Sprachtests durchgeführt. Abhängig davon, wie gut oder schlecht man abschneidet, muss man noch Vorkurse besuchen. In Köln wurden sie für Englisch abgeschafft.
Für Englisch erfüllte ich alle Voraussetzungen, für Latein fehlte mir leider das Graecum, das ich im Moment nachhole. Dafür besuche ich täglich einen einstündigen Grammatikkurs, im nächsten Semester kommt noch ein Lektürekurs hinzu. In den darauf folgenden Semesterferien werde ich dann die Graecumsprüfung ablegen, die dem Abitur ähneln soll.
Für August waren die Benachrichtigungen, ob man angenommen war oder nicht, angekündigt. Um dem Risiko zu entgehen, keinen Platz zu bekommen, sollte man sich ruhig an mehreren Universitäten bewerben. Neu ist jetzt nämlich, dass man auch Teilzulassungen bekommen kann. D.h., man kann auch nur für ein Fach zugelassen werden, wenn in dem anderen Fach der eigene NC nicht hoch genug ist. Im nächsten Semester muss man sich dann erneut für das zweite Fach bewerben. Wenn man aber gar nicht zugelassen worden ist, kann man nur auf das Nachrückverfahren hoffen. Mir blieben sowohl eine Teilzulassung als auch das Nachrückverfahren erspart.
Mit dem Zulassungsbescheid wurde vom Studentenwerk eine Broschüre zugeschickt, die über Infoveranstaltungen vor Beginn des Semesters informieren sollte. So wurden in Köln Campusführungen, Veranstaltungen zur Internetrecherche und zum Zeitmanagement angeboten; es gab aber auch eine allgemeine Veranstaltung, die umfassende Tipps zum Start anbot. Es ist wichtig, dass man einige dieser Veranstaltungen besucht, denn zum einen trifft man schließlich hier schon einige seiner späteren Kommiliton(inn)en, und zum anderen erleichtert es den Start erheblich.
Wozu ich aber vor dem Beginn des Semesters auf jeden Fall rate, ist eine Bibliotheksführung, da die Bibliothek nach wie vor der Zufluchtsort für einen großen Teil der vorlesungsfreien Zeit ist. Ich habe mir sowohl die Universitäts- als auch die Seminarbibliothek (d.h. die Bibliothek für meine Fächer) angeschaut. Bei den Führungen erhält man einen groben Überblick über die Fundorte gewisser Standardwerke, die Ausleihbedingungen und die grundsätzlichen Möglichkeiten der speziellen Bibliothek.
Ich hatte noch das Glück, dass für das Fach Latein vor dem Beginn des Semesters ein Tutorium angeboten wurde. Hier wiederholen und erklären ältere Studenten Grundlagen, die beim Studium vorausgesetzt werden.
Wenn man alle diese Vorveranstaltungen besucht hat, bleibt nur noch das „Stundenplanbasteln“ übrig. Im Gegensatz zur Schule ist man für das „Aussehen“ seines Stundenplanes, d.h. hier für eine effektive Studienzeitnutzung, selber verantwortlich. Dazu benötigt man die Vorlesungsverzeichnisse seiner Fächer und die Studienordnung und sucht sich die Veranstaltungen heraus, die laut Studienordnung zum Pflichtprogramm gehören, einen aber natürlich auch interessieren sollten. Dies ist gerade für Erstsemester nicht einfach, aber die Fachschaften - ältere Student(inn)en, die sich für die Interessen des Faches und der Studierenden einsetzen - helfen gerne dabei. Die Fachschaften helfen auch beim Eingewöhnen. Sie organisieren z.B. Stadtrallyes, Wochenend- oder Kneipentouren etc.
In der Woche, bevor die Vorlesungen beginnen, findet dann noch die obligatorische Studienberatung für das jeweilige Fach statt. Hier wird noch einmal die Studienordnung erklärt.
Neben der Studienordnung gibt es auch die Lehramtsordnung, welche sich gerade zum Wintersemester 04/05 geändert hat. Sie sieht vor, dass auch ein erziehungswissenschaftliches Studium (kurz: EWS) absolviert werden muss, in dem grundlegende pädagogische Kenntnisse vermittelt werden. Zu den Neuerungen zählt u.a. die Tatsache, dass man in Modulen (Bereichen, aus denen man seine Vorlesungen wählen muss) studiert und dass man bald keine Noten mehr bekommt, sondern „Credit Points“. Jene dienen auch zur Bewertung der Leistungen. Je nach Leistung sind sie unterschiedlich hoch. Damit versucht man das Studium in Deutschland dem in anderen Ländern (z.B. England, USA) anzugleichen.
Alle Neuerungen sind eine Reaktion auf die Pisa-Misere in Deutschland, da die Einsicht gilt, dass, wenn die Schüler(innen) besser werden sollen, sich auch an der Lehrerbildung etwas ändern muss. So soll mehr Fachdidaktik unterrichtet, das Gelernte öfter praktisch angewendet und so früh wie möglich Kontakt zu den Schüler(inne)n hergestellt und schließlich unterrichtet werden. Dies bedeutet, dass man schon nach dem ersten oder zweiten Semester sein erstes Praktikum von vier Wochen absolvieren muss, in dem man Schule nun aus einer anderen Perspektive kennenlernen soll, nämlich aus der Lehrerperspektive.
So werde auch ich in den kommenden Semesterferien mein Praktikum absolvieren und meine „alte Schule“, das WJG, wiedersehen.
Karolin Büttner, Abiturjahrgang 2004