Jennifer Fendel: Fünf Monate Ausland – Fünf Monate der Jahrgangsstufe 11 in den USA

Bevor ich meine große Reise antrat, hatte ich mich lange zuvor für einen Auslandsaufenthalt entschieden. Genauer gesagt war ich damals ungefähr 14 Jahre alt, als meine Mutter mir von der Tochter einer Bekannten erzählte, die ein halbes Schuljahr in den USA verbracht hatte.

Nach dem Studium diverser Broschüren und Besuchen bei verschiedener Infoveranstaltungen habe ich mich schließlich für eine Organisation entschieden. Ein anderes Land als die USA kam für mich ohnehin nicht in Frage, denn schließlich habe ich schon immer davon geträumt, ins „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ zu reisen, um dort meine schulischen Erfahrungen zu machen.

In den USA angekommen, verbrachte ich dann zuerst drei Tage in New York, was ich von Anfang an bei der Organisation mitgebucht hatte. Am ersten Tag gab es diverse Workshops zum Thema USA und Auslandsaufenthalt und am zweiten Tag fand eine Sightseeing-Tour durch New York statt, was ich mit zu den Highlights meines Aufenthaltes zähle. Zum Programm gehörten zum Beispiel Ground Zero, Central Park, das Rockefeller Center oder das Empire State Building bei Nacht. Am dritten Tag, bzw. in der Nacht auf den dritten Tag, gings dann schon wieder weiter zu den Gastfamilien. Bei allen Austauschschülern, die an dem Vorbereitungsseminar teilgenommen haben, stieg die Aufregung, da man von nun an wirklich völlig auf sich allein gestellt sein würde.

Für mich ging es im Anschluss an den New York-Aufenthalt weiter nach Lamont/Oklahoma zu meiner Gastfamilie, mit der ich mich sofort super verstanden habe. Sie bestand aus meinen beiden Gasteltern, drei jüngeren Gastgeschwistern und dem Bruder meiner Gastmutter. Außer mir wohnte noch eine Austauschschülerin aus Thailand dort, die am gleichen Tag wie ich in Oklahoma ankam. Mit ihr zusammen teilte ich mir ein Zimmer, was nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten problemlos funktioniert hat.

Lamont, der Ort in dem ich untergebracht war, befindet sich zwischen Kansas und Texas und ist mit ca. 450 Einwohnern sehr klein. Diese Tatsache empfand ich anfangs beängstigend, gewöhnte mich jedoch recht schnell daran.

Ich persönlich fand es gut, dass ich erst einmal eineinhalb Wochen zu Hause bei meiner Gastfamilie verbringen konnte, bevor der Schulbesuch begann, da mir die Eingewöhnung dadurch viel leichter fiel. Als die Sommerferien in Oklahoma sich irgendwann dann leider doch dem Ende zuneigten (in Deutschland hatten die Schüler noch drei Wochen übrig), war ich schon wirklich gespannt auf meine Highschool, die mit ca. 120 Schülern genau zur Größe des Ortes passte. Von den Schülern wurde ich total nett aufgenommen und nach kurzer Zeit waren mir so ziemlich alle Schüler der Schule bekannt, was bei der Größe der Schule jedoch nicht wirklich verwunderlich ist.

Das amerikanische Schulsystem unterscheidet sich in einigen Bereichen von dem deutschen. So standen mir z.B. nicht besonders viele Fächer zur Auswahl, d.h. ich habe mir aus den Fächern Chemie, Englisch, Desktop Publishing, amerikanische Geschichte, Mathe, Spanisch und Soziologie meinen Stundenplan zusammengebastelt. Die von mir gewählten Fächer wurden dann jeden Tag in der gleichen Reihenfolge unterrichtet und um 12 Uhr mittags gab eine große Pause, in der man zu Mittag essen konnte. Die letzte Schulstunde endete um 15:15 Uhr und viele der Schüler nahmen anschließend noch an schulischen Aktivitäten wie z.B. Sport teil, die sich aber je nach Saison ändern. Als ich dort war, hatte man die Möglichkeit Softball (Baseball mit weicheren Bällen), Basketball oder Football zu spielen, wobei Softball nur für die Mädchen und Football eigentlich nur für die Jungs vorgesehen war („eigentlich“, da wir tatsächlich eine weibliche Footballspielerin dabei hatten). Ich selbst habe an keiner der Sportarten teilgenommen, da es mir durch Tanzstunden, die ich im nächstgelegenen Ort genommen habe, zeitlich nicht möglich war und ich mich manchmal sogar schon sofort nach dem Unterricht auf den Weg machen musste, weil die Fahrt eine halbe Stunde dauerte. Für die Amerikaner ist dies überhaupt keine Entfernung. Selbst der nächste „Wal Mart“ (in den USA sehr weit verbreitete Supermarktkette, die es inzwischen ja auch hier in Deutschland gibt), in dem man die täglichen Lebensmitteleinkäufe erledigte, befand sich im nächsten Ort.
Treffen mit Freunden gab es während der Woche eher selten, weil alle erst spät von der Schule nach Hause kamen. Dafür gab es am Wochenende dann ab und zu mal eine Geburtstagsfete, einen Besuch bei einem echten amerikanischen Rodeo oder einen DVD-Abend.

Mir vergingen die fünf Monate wie im Flug, und ich würde einen Auslandsaufenthalt während der Jahrgangsstufe 11 wirklich jedem empfehlen, der einmal eine ganz andere Lebensweise kennen lernen und seine Fremdsprachenkenntnisse verbessern will.
Der Abschied von meiner Gastfamilie fiel mir dementsprechend schwer, was nur durch das bald erfolgende Wiedersehen gemildert wurde. Jetzt, kurz vor den Osterferien wird mich meine Gastmutter mit meiner kleinen Gastschwester besuchen und in den Sommerferien fliege ich dann zu meiner Gastfamilie nach Oklahoma.

Jennifer Fendel, JgSt 11