Anna Traut: Mein Studium an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg

Studiert man Medizin, Jura oder etwas auf Lehramt, weiß jeder etwas damit anzufangen. Studiert man dagegen Musikwissenschaft, Kognitionswissenschaft und Psychologie auf Magister, muss man sich an die irritierten Blicke der Leute gewöhnen.
Um direkt die beiden typischsten Fragen zu meinem Studium – „Was ist Kognitionswissenschaft?“ und „Was macht man später mit einer so komischen Kombination?“ – zu beantworten: Kognitionswissenschaft ist eine sogenannte Interdisziplinärwissenschaft aus dem Bereich der Verhaltenswissenschaften, die Psychologie, Künstliche Intelligenz, Linguistik, Philosophie, Neurobiologie, Statistik, Ethnologie und Anthropologie beinhaltet und sich – kurz zusammengefasst – mit natürlichen und künstlichen informationsverarbeitenden Systemen befasst. Noch einfacher ausgedrückt: Man lernt, was im Gehirn bei Lernprozessen und Informationsverarbeitungsvorgängen vor sich geht und wie man diese Phänomene auf Computerprogramme übertragen kann.
Mit dieser Erklärung dürfte klar geworden sein, dass Psychologie eine logische Ergänzung zur Kognitionswissenschaft darstellt, handelt es sich dabei doch um eine der Mutterdisziplinen. Aber Musikwissenschaft? Nun, dazu kann ich nur sagen, dass neben mir tatsächlich noch zwei andere Musikwissenschaft im Hauptfach und Kognitionswissenschaft im Nebenfach studieren (bedenkt man, wie wenige überhaupt Musikwissenschaft studieren, ist das ein recht guter Schnitt). Genau wie bei fast allen übrigen Magister- und Diplomstudiengängen bereitet dieses Studium nicht auf einen bestimmten Beruf vor, aber es gibt doch diverse Möglichkeiten, z.B. Journalismus oder Musikpsychologie. Es empfiehlt sich, schon während des Studiums entsprechende Praktika zu belegen – dies gilt allerdings heutzutage für so gut wie alle Studiengänge.


Zunächst muss man jedoch den Einstieg ins Studium meistern. In meinem Fall stellte sich die Frage „Wo studieren?“ nicht, da man meine Kombination nur in Freiburg studieren kann (womit auch die dritte typische Frage – „Warum studierst du denn so weit weg von zu Hause?“ – beantwortet wäre). Dies hängt damit zusammen, dass Kognitionswissenschaft erst in den 90er Jahren aus den USA nach Deutschland gekommen ist und man es bislang nur an zwei deutschen Hochschulen studieren kann – neben Freiburg noch in Osnabrück als Bachelor-Studiengang unter dem Namen Cognitive Science.
Steht der Studienort fest, beginnt die Wohnungssuche. Gerade wenn man in ein Wohnheim möchte, sollte man damit beizeiten anfangen, da zumindest die kirchlichen Wohnheime in Freiburg zum Teil schon Mitte Juni Anmeldeschluss haben – also einen Monat vor Bewerbungsfrist an der Uni! Ich habe Glück gehabt und bin in einem sehr schönen und mit 100 Bewohnern sehr übersichtlichen katholischen Wohnheim gelandet. 14-15 Studenten wohnen auf einem Flur und teilen sich eine Küche und ein Bad mit mehreren Duschen und Toiletten – das mag für Reinlichkeitsfanatiker erst mal schockierend klingen, aber da viermal pro Woche eine Putzfrau kommt, ist das wirklich kein Problem. Ich persönlich mag das Wohnheimleben sehr und kann es nur weiterempfehlen; es stellt meiner Meinung nach einen idealen Übergang vom Familienleben zur eigenen Wohnung dar. Außerdem ist es gerade in der Anfangsphase in einer fremden Stadt sehr angenehm, wenn man direkt Zugang zu Leuten auch außerhalb der eigenen Studienfächer findet; so drehen sich die Gespräche nicht zwangsläufig früher oder später um die eigenen Studieninhalte (es ist schließlich nicht verkehrt, seinen Horizont auch in anderen Gebieten zu erweitern).
Hat man nun also eine Unterkunft und ist an der Uni eingeschrieben (hier sollte man sich am besten frühzeitig erkundigen, ob es Aufnahmebeschränkungen wie den N.C. oder Aufnahme- bzw. Einstufungstests gibt), kann man sich endlich den Tücken des Studienalltags stellen. In meinem Fall stellte der Stundenplan das größte Problem dar: Einerseits ist es sehr angenehm, seinen Stundenplan selber zusammenstellen zu können, andererseits kann es aber auch Probleme geben, wenn man drei verschiedene Fächer miteinander kombinieren muss, da sich zum Teil viele Veranstaltungen überschneiden (leider auch manche Pflichtveranstaltungen). Hat man es dann endlich geschafft, kann dabei schon mal so etwas herauskommen: Montags und freitags frei, doch dafür dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 18 Uhr mit nur einer Stunde Mittagspause... Nichtsdestoweniger kann ich aber sagen, dass mir das Studium bislang viel Freude bereitet hat – hoffen wir, dass das so bleibt!