Vera Meyer in Köln

Alle Theologie ist grau? Nicht in Köln!
„Und, was studierst du?“
„Germanistik und katholische Theologie.“
„WARUM??!“
Im Gespräch mit anderen Student(inn)en kam in den ersten Wochen an der Uni die Angabe meiner Studienfächer einem Outing gleich: Religion und Deutsch studieren – und das bei offensichtlicher geistiger Gesundheit! Und auch noch freiwillig! Und gerne! Und damit auch noch Lehrerin werden wollen!
Für manche eine recht gruselige Vorstellung. Tatsächlich schrecken mancherlei Dinge besonders von einem Theologiestudium ab. Wer katholische Religion für das Lehramt studieren will, muss das Latinum gemacht haben (oder es an der Uni in vollem Umfang nachmachen) und Altgriechisch und Hebräisch lernen, um die Bibel als Urtext lesen zu können – Bedingungen, die wohl auch dazu beitragen, dass der Kreis der Theologiestudenten ein eher kleiner und illustrer ist!
Wer sich aber trotzdem für das Studienfach entscheidet, ist mit ganzem Herzen dabei und kommt in den Genuss einer sehr gemeinschaftlichen Atmosphäre. Wer hier nur graue Theorie oder langweilige Gesprächsrunden rund um die Problemkerze erwartet, wird schnell eines besseren belehrt: Das Studium ist sehr viel pfiffiger und flexibler, als man glaubt, für Kritik, Gedanken, für neue Perspektiven ist reichlich Platz! Schon nach zwei Wochen war ich mir sicher, dass ich mit meiner Studienwahl genau richtig lag.
Bis ich aber überhaupt zum ersten Mal als stolzer „Esi“, wie die alten Hasen an der Uni die Erstsemester nennen, durch die Uni laufen konnte, waren natürlich eine Menge Vorbereitungen nötig:
Zunächst mussten die Formalien erledigt werden. Das bedeutete nichts anderes, als zunächst die Zulassungsunterlagen der Universität anzufordern, auszufüllen und mit einer Kopie des Abiturzeugnisses zurückzusenden. Ein paar Wochen später erhielt ich meinen Zulassungsbescheid, mit dem ich mich dann im Studierendensekretariat der Uni einschreiben musste.
Als goldrichtig stellte sich die frühe Wohnungssuche heraus: Nach etlichen Besichtigungen, die Zeit und Nerven kosteten, fand ich die perfekten 24 Quadratmeter für mich und zog mit Sack und Pack zum 1.Oktober nach Köln, wo zwei Wochen später das Wintersemester begann.
Die meisten Dinge sind seither nicht so verlaufen, wie ich sie mir vorgestellt habe – sondern viel besser! Was immer mir manche Leute prophezeit haben: ein trauriges Dasein in der Anonymität der größten Uni Deutschlands, hektisches Großstadtleben, ein erstes Semester voller Unsicherheit, Chaos und depressiver Einsamkeit – es hat sich nichts davon erfüllt!
Es ist viel schwieriger, niemanden an der Uni kennen zu lernen als eine Menge netter Leute – denn diejenigen, die dasselbe Studienfach gewählt haben wie man selber, haben ja immer zumindest ein Interessengebiet mit einem selbst gemeinsam – und mit den übrigen kann man sich dann herrlich darüber unterhalten, was um alles in der Welt man denn mit Deutsch und Religion anfangen möchte!
Ganz einfach: In fünf Jahren mein zweites Staatsexamen machen, dann ein Referendariat beginnen und Deutsch und Religion in den Klassen 5 bis 13 unterrichten.
WARUM???
Genau darum!
Vera Meyer