Clara Friedhoff: Ein halbes Jahr „Down-Under“

Der 6. Juli 2004: Endlich ging es los, mein lang ersehntes Auslandshalbjahr in Australien sollte endlich beginnen und der Abflugtermin war gekommen. Der tränenreiche Abschied war bereits vorbei und nur noch Aufregung, aber auch Angst machten sich in mir breit. Für mich war klar, nun gab es kein Zurück mehr. Aber was würde mich nun wirklich erwarten?
24 Stunden später, der Zeitpunkt, an dem mir das erste Mal bewusst wurde, wie weit weg Australien wirklich ist, lernte ich dann meine Gastfamilie kennen, mit der ich schon seit bereits drei Monaten Kontakt hatte.
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Nach Brisbane hatte es mich verschlagen, der drittgrößten Stadt Australiens, direkt an der australischen Ostküste mit den kilometerlangen Sandstränden, die man von Bildern kennt. Mehr oder weniger 12 Sonnenmonate gibt es dort, und so waren es, obwohl ich im Winter ankam, immer um die 18-20°C.
Der erste Eindruck von meiner Gastfamilie: viele laute und kleine Kinder, fünf an der Zahl und alle jünger als ich (1,4,7,10,13). Doch auch daran habe ich mich sehr schnell gewöhnt, und schnell konnte ich es mir auch nicht mehr ohne sie vorstellen. Auch mit meinen Gasteltern habe ich mich sehr gut verstanden. Natürlich muss man sich gerade im ersten Monat aneinander gewöhnen, doch wenn man sich etwas anpasst, geht es schnell.
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Der erste Schultag kam schon sehr bald und ich begann auf der Wavell State High School im elften Schuljahr und zwar im zweiten Halbjahr, da das australische Schuljahr im Januar beginnt.
Nach einer Woche hatte ich mich auch dort eingelebt, Schule von 9-15 Uhr, Schuluniform, die tägliche einstündige Busfahrt von und zur Schule, die wöchentliche Versammlung in der Schulhalle, um die wichtigsten Neuigkeiten zu erfahren und die Nationalhymne zu singen, Mittagessen in der Schule, all das wurde zu meinem Alltag.
Freunde habe ich schnell gefunden, da doch alle neugierig auf „the German exchange student“ waren, und nachdem ich mich einige Male verlaufen hatte, kannte ich mich auch auf dem riesigen Schulgelände aus. Die Lehrer meiner gewählten Fächer (Maths, English, Multi-Strand Science, Ancient History, Home Economics und Dance) waren sehr geduldig mit mir, und so hatte ich doch so etwas wie einen Austauschschülerbonus, auch bei der Notenvergabe.
-Obwohl ich in der ersten Woche nicht viel verstand, verbesserte sich das langsam aber sicher und ich hatte irgendwann keine Hemmungen mehr, einfach Englisch zu sprechen, egal ob richtig oder falsch, gelacht hat sowieso niemand.
Meine Gastfamilie ermöglichte mir auch, nach Sydney und Adelaide (Südküste) zu fliegen, und auch Tagesausflüge zum Beispiel zum Strand, in die City von Brisbane oder in den Regenwald machte ich mit der Familie, später aber auch viel mit Freunden. So sah ich also wirklich auch etwas von Australien.
Kontakt nach Deutschland hatte ich vor allem mit E-Mails und Telefonaten, doch auch Postkarten und Briefe waren dabei. Heimweh hatte ich so also nach der ersten Woche gar nicht mehr.
Die sechs Monate vergingen wie im Flug, und besonders die letzte Woche verbrachte ich mit Verabschiedungen: Auch hier flossen wieder Tränen, genau wie beim Abschied von Deutschland, allerdings noch mehr, da ich nicht weiß, wann ich noch einmal die Chance bekommen werde, wieder dorthin zu fliegen. Wie schon erwähnt, nah ist es ja nicht gerade.
Doch schon saß ich im Rückflug, trotz Abschiedsschmerz mit Freude auf Deutschland.

Mein Fazit: Es war eine Erfahrung für mein ganzes Leben mit Freunden für mein ganzes Leben.
Ob ich es wiederholen würde? Trotz mancher Schwierigkeiten sofort!
Das Wichtigste ist: nie aufzugeben.
Clara Friedhoff, 11. Jgst.