Corinna Dohmen: Samstag, 4. September: Die Reise beginnt

Um ca. 22 Uhr landete ich am Londoner Flughafen Stansted, etwa eine Stunde von der Stadt entfernt, wo ich die nächsten vier Monate verbringen sollte: Peterborough.
Ein wenig nervös war ich schon, schließlich kannte ich die Leute, die für mich in der nächsten Zeit meine Familie sein sollten, nur von Telefonaten, e-mails und wenigen Briefen, durch die wir uns die letzten fünf Monate ein wenig kennenlernen konnten.
Das verflog allerdings doch schneller, als ich dachte. Meine Gastfamilie war sehr freundlich und nahm auch Rücksicht auf meine anfängliche leichte Zurückhaltung. Da sie bereits im vorherigen Jahr einen Schüler des WJG aufgenommen hatte, wusste sie wahrscheinlich über diese kleinen Schwierigkeiten besser Bescheid als ich selbst.
Meine Gastfamilie hatte vier Kinder zwischen 8 und 13 Jahren. Auch diese waren anfangs etwas zurückhaltend, aber ohne es wirklich zu merken, hatten wir uns nach den ersten zwei Wochen schon an die neue Situation gewöhnt, und alles wurde für mich zum normalen Alltag.
Die Schule begann vier Tage nach meiner Ankunft. Anfangs war es schon sehr ungewohnt, dass alle Schüler(innen) die gleiche Uniform tragen mussten, doch selbst daran konnte ich mich nach einiger Zeit gewöhnen. Um mich am ersten Schultag besser zurechtfinden zu können, machte mich der stellvertretende Schulleiter mit einer meiner Mitschülerinnen bekannt, die mir etwas helfen sollte. Das war nicht nur gut, um mich in der fremden Umgebung nicht sofort vollkommen zu verlaufen, auch lernte ich so sofort viele neue Leute kennen.
Ich muss zugeben, nicht mit allen von ihnen wurde ich sehr eng befreundet, obwohl ich mich gut mit ihnen unterhalten konnte. Nach etwa einem Monat aber hatte ich dann doch einen Freundeskreis gefunden, der auch wirklich zu mir passte. Meine Mitschüler(innen), die dann später auch wirklich zu meinen besten Freund(inn)en gehörten, waren mir gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie stellten Fragen über Deutschland, warum ich mich entschlossen hatte, nach England zu kommen, und testeten alle ihre manchmal doch sehr geringen Deutschkenntnisse an mir, was doch recht unterhaltsam war. Auch die Lehrer(innen) nahmen Rücksicht und erkundigten sich immer, ob ich dem Unterricht folgen konnte, was nach einiger Zeit immer leichter zu werden schien.
Auch lernte ich andere Austauschschüler(innen) kennen, die dort für ein halbes oder sogar zwei Jahre zur Schule gingen. Einer von ihnen kam aus der Schweiz, leider nicht aus der deutsch-, sondern der französischsprachigen Region, einer aus Kanada und einer aus Australien. Mit letzterem, einem guten Freund von mir, habe ich sogar schon verabredet, dass ich ihn, wenn er zurückgeht, mal in Australien besuchen werde.
Nachdem ich mich also erst einmal eingelebt hatte, vergingen die vier Monate wie im Flug, zu schnell, wie ich manchmal dachte.
Zum Abschied gaben meine Freunde sogar eine große Feier für mich und schenkten mir einen Gutschein für ein Flugticket, damit ich mit ihnen Anfang Februar zusammen auf den Oberstufenball dort gehen kann. Das machte den Abschied zwar tränenreich, aber wesentlich einfacher, da ich ja alle bald wieder sehen würde.
Der Abschied von meiner englischen Familie war auch nicht leicht. Vor allem mit der ältesten und jüngsten Tochter hatte ich mich sehr eng angefreundet, da wir zusammen viel Zeit mit deren Pferden verbracht hatten. Doch da ich versprach, wieder zu kommen, war dies nicht ganz so schlimm wie erwartet.
Auch jetzt stehe ich per e-mail und Telefon noch mit allen in Kontakt, und schon im Februar werde ich alle meinen neuen Freunde und Freundinnen, die ich in England kennengelernt habe, wieder für ein paar Tage besuchen können.
Corinna Dohmen, Jgst.11 (04/05)