Exkursion der Q1 zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang

Am 03. Juni 2019 fuhr die gesamte Stufe Q1 im Rahmen einer eintägigen Exkursion zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang, gelegen in der Eifel oberhalb der Urfttalsperre.

 

Die sich auf dem Berg Erpenscheid erstreckende Anlage gilt mit ihren 100 ha bebauter Fläche heutzutage als die zweitgrößte bauliche Hinterlassenschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und steht daher größtenteils unter Denkmalschutz. Der Gebäudekomplex diente als eine von nur drei Anlagen seiner Art zwischen 1936 und 1939 als Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders und unterschied sich dadurch von den SS-Junkerschulen und den Reichsführerschulen. Aufgrund ihrer Dimensionalität gilt die Ordensburg als Ausdruck der praktizierten Überheblichkeit und rücksichtsloser Menschenverachtung des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende des Nationalsozialismus erhielt der Ort seine weitere Prägung durch die Übernahme der britischen Streitkräfte bis 1950 und der anschließenden Verwaltung und Nutzung durch belgische Militärstreitkräfte bis Ende 2005.

 

Nach der Ankunft wurden wir in Gruppen von ca. 20 Schülern aufgeteilt und einer Begleitung zugewiesen. Räumlich getrennt beschäftigten wir uns zu Beginn mit der Entstehung und Geschichte der Anlage beschränkt auf die Zeit des Nationalsozialismus und erarbeiteten die Leitsätze der NS-Ideologie anhand von alten Fotos, Zitaten und Leitsätzen in Bezug auf die Ordensburg. Während einer PowerPoint-Präsentation erfuhren wir, dass neben der Ordensburg Vogelsang noch zwei weitere Ordensburgen in Crössinsee (Pommern) und Sonthofen (Allgäu) existierten, welche ebenfalls teilweise erhalten sind.

 

Im Anschluss beschäftigten wir uns jeweils in Kleingruppen genauer mit der Architektur des Komplexes, der gelehrten Ideologie, dem Image der Bildungsstätte und dem Alltag der NS-Junker (Schüler). Der fast gänzlich symmetrische Aufbau der Anlage auf dem in Hanglage befindlichen Gelände drückt die Schnörkellosigkeit der NS-Ideologie und die Souveränität des Nationalsozialismus aus, die praktizierte Ideologie eine manipulierte Weltanschauung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, welche mit künstlicher Überzeugung und Selbstverherrlichung gelebt wurde. Die in dieser Region vorher unbekannten Ausmaße und der Einfluss des Nationalsozialismus, reflektiert durch die Dimensionalität der Anlage, trug zu einem überlegenen Image des Komplexes an sich bei, umso mehr jedoch auch das Selbstverständnis als ,,Orden“ in Anlehnung an die Ritterorden des Mittelalters und ihr hohes Ansehen. Die Junker der Schule verstanden sich daher, begründet durch das Privileg ihrer Anwesenheit, als ,,Ritter“ und verkörperten in ihrer Ansicht die Elite der Gesellschaft. Diese Auffassung wurde durch die Lehrer und Kommandanten der Anlage stets gefördert, da ihre Zöglinge nach Abschluss ihres Lehrgangs für eine bedeutende politische und somit parteiliche Laufbahn vorgesehen waren. Daher war auch der Alltag der Schüler streng geplant. Neben Waffenunterricht und intensiven sportlichen Schulungen in den gängigsten Disziplinen wurden aggressive außenpolitische und rassistische Thesen und Leitsätze im Unterricht gelehrt. Das Ziel der Ausbildung war somit mutige, gehorsame und politisch sowie waffentechnisch gedrillte Parteisoldaten zu erziehen. Die Quintessenz der Ausbildung veranschaulicht das Denkmal ,,Der Fackelträger“, auf dem Gelände, neben dem der eingravierte Schriftzug ,,Ihr seid die Fackelträger der Nation. Ihr tragt das Licht des Geistes voran im Kampfe für Adolf Hitler“ die Ideologie verkörpert. Im Rahmen dieser Arbeit in Kleingruppen, die auf dem Gelände verteilt waren, wurde uns die Besichtigung des Geländes problemlos ermöglicht, stets unterbrochen durch die Präsentation der Ergebnisse an den entsprechenden im Kontext stehenden Orten wie den Sportstätten, Denkmälern oder Unterkünften.

 

Dabei schimmerte immer wieder der ambitionierte Ehrgeiz nach Bedeutung und Verherrlichung des NS der baulichen und ideologischen Leiter durch, welcher in den letzten Endes nie umgesetzten Plänen des mit dem Bau der Ordensburgen beauftragten Reichsleiter Robert Ley im Größenwahnsinn mündete, da dieser in Vogelsang die Errichtung der größten Sportstätten Europas plante.

 

Doch auch ohne die möglichen Überreste einer solchen Errichtung zu Gesicht zu bekommen, konnten wir den Stellenwert und die Ambition der Ordensburg Vogelsang gänzlich nachvollziehen und erfreuten uns des Weiteren wiederholt an der tollen Aussicht auf den Nationalpark Eifel. Ein abschließendes Highlight bot uns noch der Besuch des 50er Jahre-Kinos in einem der Gebäude der Anlage.

 

Wir bedanken uns beim Schulverein und der NRW-Stiftung, die uns diese Exkursion finanziell ermöglicht haben.

 

Torben Dieck

Q1