Fotografie und Inszenierung - GK 13 Kunst

Obwohl heute das Wissen um die Künstlichkeit des fotografischen Abbilds und ihrer digitalen Veränderung Allgemeingut ist, behauptet das fotografische Bild durch seinen hohen Naturalismusgrad immer noch Realität. Die hohe naturalistische Präsenz zeigt Wirkung und prägt das Bildgedächtnis. Die Bildwelten privater Inszenierung sind durch den technischen Fortschritt digitaler Werkzeuge und Medien explodiert, die millionenfach aufgezeichnet und veröffentlicht werden.

 

Mehr denn je stellt sich aber im Meer der Bilderfluten und der schnellen Aufnahme im Automatikmodus  die Frage, was eine gute Aufnahme ausmacht: hier zeigt sich – den klassischen Medien durchaus vergleichbar – dass der Umgang mit den gestalterischen  Mitteln wie Perspektive, Bildausschnitt und Flächenkomposition, Körnung und Farbgebung gestalterisch ausgelotet und geübt werden muss. Auch die gestalterischen Möglichkeiten der Kamera selbst und ihre technisch-handwerkliche Bedienung setzen eine intensive intellektuelle und handwerkliche Beschäftigung mit ihr als Werkzeug voraus, die in der Folge weit mehr Gestaltungsspielräume eröffnet als der beiläufige Schnappschuss. In der Folge können Fotografien qualitativ beurteilt werden und in eigenen Arbeiten versucht werden,  individuell angestrebten Bildwirkungen möglichst nahe kommen zu können.

 

Die Inszenierung von Aussagen in der Gattung des Porträts und Selbstporträts hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition, welche sich weit über die Grenzen  der ersten Porträtfotos zurückverfolgen lässt. 

 

Dass auch Dokumentarfotografie nicht objektiv ist, sondern das Foto bereits durch die Auswahl der Perspektive und des Bildausschnittes die Zuspitzung einer Aussage erfährt, zeigt sich an vielen Beispielen der Fotografiegeschichte – am auffälligsten wohl am Beispiel des weltberühmten Vietnam-Foto Nick Uts.

 

Gerhard Paul – die Geschichte hinter dem Foto

 

Wie weit publizierte Fotografien am Anfang des 21. Jahrhunderts aber letztlich von der Realität entfernt sind und wie groß der Anteil digitaler Bearbeitung ist, zeigen die Ergebnisse allgegenwärtiger Werbe-, Porträt- und Körperbilder.

 

Dove Evolution

 

 

Positionen und Konzepte zeitgenössischer Fotografie

Im Grundkurs der Klasse 13 wurden Positionen und Konzepte der aktuellen künstlerischen Fotografie im Hinblick auf die Inszenierung reflektiert (Cindy Sherman, Jeff Wall).  Vorausgehend war die Analyse der Porträtmalerei der Renaissance am Beispiel von Hans Holbein d.J., welche so den zeitgenössischen Fotografie-Positionen gegenübergestellt werden konnten.

 

 

Abschlussarbeiten

In der Inszenierung eines Kursfotos, das auf der Grundlage der Aufnahme des Rockefeller Centers, 1932 (Fotograf: Bettman) entstand, wurde der fotografische Prozess von der Aufnahme bis zur digitalen Bearbeitung nachvollzogen und gelernt.

Nicht nur die Beschäftigung mit den Grundeinstellungen einer Kamera, wie z.B. Blendenwahl, ISO-Wert, Schärfentiefe und deren gestalterischer Einsatz, sondern auch einfallsreiche Konzepte, die mit grundlegenden Studien und Versuchen zu Flächenkomposition, Lichtführung und Perspektivwahl  erarbeitet wurden, führten in der Kürze der in 13/2 zur Verfügung stehenden Zeit zu überzeugenden Ergebnissen. Neben der Wirkungssteigerung durch die Veränderung z.B. der Farbtemperatur und Sättigungswerten sind vor allem die erzählerischen Ansätze bemerkenswert, die mit intensivem darstellerischem Engagement realisiert wurden.

 

Beim Betrachter entwickelt sich im Kopf nicht nur eine eigene Geschichte, die ihren Ausgangspunkt in der jeweiligen Bildinszenierung hat, sondern es wird auch die grundlegende Frage nach der Authentizität von Fotografie gestellt, denn der gezielt herbeigeführte  Schnappschusscharakter in einigen Arbeiten ist - wie die Vorstudien zeigen -  das Ergebnis langwieriger Vorbereitungen, gestalterischer Überlegungen und Entscheidungen.

 

M.Pfänder

 

Hannah Stumpe

 

Birte Stroucken

Christina Bauer

Wibke Büschgens